2024
Die Wakenitz: ein vielfältiges Gewässer im Laufe der Saison
Geprägt von wasserbaulichen Maßnahmen verändert die Wakenitz ihren Charakter im Verlauf zwischen dem Ratzeburger See und der Lübecker Altstadt von einem beschatten Fließgewässer über seenartige Abschnitte hin zu den Stadtgewässern Krähen- und Mühlenteich.
Das ökologische Gleichgewicht, aber auch die Nutzung durch den Menschen, sind durch erhöhte Nährstoffeinträge gefährdet. Diese können zu starkem Algenwachstum und in der Folge zu Sauerstoffarmut im Wasser führen. Cyanobakterien (Blaualgen) scheiden Gifte aus und erzwingen immer mal wieder Badeverbote. Methan entweicht aus dem Sediment und gelangt als starkes Treibhausgas in die Atmosphäre.
Wie stellt sich die Wakenitz bzgl. der physikalisch-chemischen und biologischen Parameter entlang ihres Laufes dar? Der Vortrag stellt Ergebnisse von Untersuchungen des Labors für Ökologie der Technischen Hochschule vor.
2024
Rückkehr der Rohrsänger
Nach wie vor begeistert die Flusslandschaft des Naturschutzgebietes Wakenitz Besucher mit ihrem amazonasartigen Charakter. Sieht man hinter die reine Kulisse, so muss leider festgestellt werden, dass sich ihr ökologischer Zustand bereits mit Beginn des 20. Jahrhunderts schleichend und beschleunigt ab den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts verschlechtert hat.
Dieses zeigt sich brennglasartig am Verlust der Wasserschilfflächen. Um 1900 noch geschlossen und auf beiden Ufern bis zu 200 m breit, sind sie heute im Bereich der Stadtwakenitz und der mittleren Wakenitz aus dem Landschaftsbild verschwunden und damit auch die Fülle der auf diesen Lebensraum angewiesenen Arten.
Der pensionierte Biologielehrer Jörg Clement, der seit seiner Kindheit an der Wakenitz lebt, berichtet im ersten Teil des Vortrags aus eigener Anschauung über die ehemalige Artenfülle des Schilfröhrichts und dessen dramatischen Rückgang, der nicht nur vor seiner Haustür, sondern in ganz Mitteleuropa in der Mitte des letzten Jahrhunderts an Flüssen und Seen augenfällig wurde.
2007 trat Frau PD Dr. Bärbel Kunze, Leiterin des Lübecker offenen Labors (LoLa) an der Universität zu Lübeck, an die Fachschaft Biologie der Thomas-Mann-Schule mit dem Vorschlag eines Kooperationsprojektes zum Schilfrückgang an der Wakenitz heran, der von der Fachschaft gerne angenommen wurde. Frau Dr. Kunze berichtet im zweiten Teil des Vortrags über die Durchführung und einige Ergebnisse dieses Kooperationsprojekts. Im Rahmen des Projekts führten die Jugendlichen molekularbiologische Experimente durch, für die es an Schulen keine technischen Möglichkeiten gibt. Dies waren schwerpunktmäßig die genetische Untersuchung der vier Schilfareale und die Bestimmung von Speicherkohlenstoffhydraten in den Schilfrhizomen.
Zwei Wiederansiedelungsversuche vor Eichholz und im Kleinen See, die von Schüler:innen mit in der Schule vorgezogenen Setzlingen 2016 in Angriff genommen wurden, entwickelten sich zunächst gut, gingen aber nach einer Vegetationsperiode ein.
Im dritten Vortragsteil beschreibt der pensioniert Bio- und Chemielehrer Rolf Albert anhand makro- und mikroskopischer Aufnahmen die pflanzenpathologischen Veränderungen des Schilfs unter den veränderten Standortbedingungen in der Wakenitz, die letztendlich zum Verlust des gesamten aquatischen Bestands geführt haben.
Zum Schluss wird der Frage nachgegangen unter welchen Bedingungen und mit welchen Maßnahmen eine Neuansiedlung von Schilf im Wakenitzbereich Aussichten auf Erfolg haben könnte. Dieser käme den Rohrsängern, allen anderen Schilfbewohnern und den Menschen zugute.
Die Vortragenden
Rolf Albert und Jörg Clement studierten an der Universität Hamburg die Fächer Biologie und Chemie für das Höhere Lehramt. In ihrer gemeinsamen Zeit am Ostseegymnasium in Timmendorfer Strand begann eine über die ganze Dienstzeit anhaltende Tradition von Gewässeruntersuchungen mit Schüler:innen zunächst am Hemmelsdorfer See. Sie setzte sich nach ihrer Versetzung an die Thomas-Mann-Schule in Lübeck hauptsächlich mit gewässerökologischen Begutachtungen der Wakenitz und ihrer Zuflüsse fort. Aber auch der Domsee bei Ratzeburg, die Travezuflüsse in deren Unterlauf, die Ostsee bei Neustadt und bei Stevns Klint in Dänemark oder der Hintersee in Bayern wurden mit Schüler:innen untersucht, wobei immer wieder festgestellt wurde, dass sich die in den Blick genommenen aquatischen Ökosysteme in der Regel in keinem guten Zustand befanden. Das Kooperationsprojekt der Schule mit dem Lübecker offenen Labor der Universität zum Schilfsterben an der Wakenitz von 2009 bis 2017 war dabei ein herausragendes und herausforderndes Projekt, das 2014 von der Joachim-Herz-Stiftung und der „Initiative MINT Zukunft schaffen“ mit dem zweiten Preis ausgezeichnet wurde.
Die 1988 im damaligen „Naturhistorischen Museum“ eröffnete Ausstellung „Die Wakenitzlandschaft – ein Lübecker Naturjuwel“ von der Bürgerinitiative „Rettet die Wakenitz“ entstand unter ihrer maßgeblichen Mitarbeit. Das letzte große Projekt, an deren Verwirklichung sie beteiligt waren, ist die aktuelle Ausstellung im „Museum für Natur und Umwelt“, die anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Naturschutzgebietes Wakenitz initiiert und realisiert wurde.
B. Kunze:
1979 -1984: Studium der Biologie an der Justus-Liebig-Universität (JLU), Gießen
1985: Abschluß der Diplomarbeit am Institut für Tierphysiologie der JLU
1989: Promotion zum Dr. rer. nat. mit einem zellphysiologischen Thema (Institut für Tierphysiologie der JLU)
1990: Wechsel an das Institut für Biologie der Universität zu Lübeck (UzL)
2001: Abschluß des Habilitationsverfahrens an der UzL; mit einer Arbeit zur Charakterisierung einer besonderen Region auf dem Chromosom 1 der Hausmaus.
seit 2002: Aufbau und Leitung des Lübecker offen Labors (LoLa) an der UzL
seit 2007: Koordination der Schülerakademie an der UzL
2024
Fließende Veränderung: Die mögliche Entwicklung der Wakenitz?
Ein in Lübeck zentrales Nebengewässer der Trave ist die Wakenitz. Beide Fließgewässer haben im Laufe der Geschichte wesentlich zur wirtschaftlichen Expansion der Hansestadt Lübeck beigetragen. Als wasserreichster Zufluss der Trave und aufgrund seiner Lage war die Wakenitz lange Zeit ein wichtiger Lieferant für das benötigte Trink- und Brauchwasser der Hansestadt Lübeck. Die Wakenitz ist ein seit über 800 Jahren vom Menschen wasserwirtschaftlich bewirtschaftetes und geprägtes Fließgewässer. Sie diente bspw. als Verkehrsweg für den Warentransport, für die Nahrungsmittelproduktion mit Fischfang, für die Wasserversorgung der Brauereien, als strategisches Hindernis zum Schutz der Stadt usw., um nur einige Aspekte zu benennen. Demzufolge unterlag die Wakenitz in diesen Jahrhunderten den unterschiedlichen Auswirkungen wasserbaulicher Maßnahmen, die der Nutzbarmachung des Wassers und dem Schutz dienten. Dabei ist die Stauhaltung der Wakenitz bis heute ein prägendes Element und hat auch heute noch entsprechende Auswirkung auf die natürlichen Entwicklungsmöglichkeiten des Fließgewässers im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL). Die drei WRRL-Qualitätskomponenten Biologie, Hydromorphologie und die physikalisch-chemischen Eigenschaften sind daher nur unter großen Aufwendungen zu erreichen und verlangen ein gemeinsames Handeln aller Institutionen und Akteure im Einzugsgebiet der Wakenitz. Die Zeit als innerdeutsches Grenzgewässer haben über einen gewissen Zeitraum einen wasserwirtschaftlichen Ausbau der Wakenitz vermindert, jedoch sind die hydromorphologischen und chemischen Defizite im Gewässersystem dadurch nicht verbessert worden. Mit dem Vortrag am 29.11.2024 möchte Herr Dr.-Ing. Giese-Mumerey einen Einblick in die historische Entwicklung der Wakenitz und mögliche Chancen für die Zielerreichung der WRRL geben.
Dr.-Ing. Henning Giese-Mumerey studierte an der Universität Rostock „Landeskultur und Umweltschutz“ und promovierte gemeinsam mit Dr.-Ing./Dipl.-Biol. Stefan Greuner-Pönicke an der Hafen City Universität Hamburg zum Thema „Fließgewässerentwicklung“. Über 15 Jahre konnte er in Wasser- und Bodenverbänden über 60 Maßnahmen zur Zielerreichung der WRRL realisieren. Seit dem Jahr 2022 leitet er das Team „Oberflächengewässer und Abwasser“ der Unteren Wasserbehörde der Hansestadt Lübeck.
2025
Gewässerschutz an der Wakenitz – was gibt es zu tun?
hier bald mehr
2025
Pflanzen an und in der Wakenitz
Jede Pflanzenart am Ufer oder im Wasser benötigt und toleriert bestimmte Standortbedingungen. Wichtige Besiedlungsfaktoren sind Untergrundbeschaffenheit, Lichtverhältnisse, Uferrelief, Wassertiefe sowie Wind- und Wellenexposition. Die unterschiedliche Anpassungsfähigkeit der Pflanzen an diese Bedingungen führt im Konkurrenzkampf untereinander zu einer charakteristischen Abfolge von Vegetationsgürteln am und im Fluss. Im Vergleich zu Landpflanzen auf wechselfeuchten Böden profitiert die hier lebende Vegetation von der stets ausreichenden Menge an Wasser und häufig auch an Nährsalzen im Wurzelraum. Auf der anderen Seite stresst der an Sauerstoff arme und an Pflanzengiften reiche schlammige Boden die Pflanzen nicht unerheblich, wie sich am Beispiel des Schilfsterbens an der Wakenitz zeigt. Für gänzlich untergetaucht lebende Pflanzen sind zudem noch die schlechte Verfügbarkeit von Kohlenstoffdioxid im Wasser sowie die Strömung zu lösende Probleme.
Der Vortrag nimmt die Zuhörer mit auf eine Pflanzenexkursion vom feuchten Bruchwald über die Röhricht- und Schwimmblatt- bis in die Tauchblattpflanzenzone. Dabei wird die Biologie ausgewählter Arten aus diesen Bereichen und deren zunehmende Anpassung an das Leben am und schließlich im Wasser - auch anhand von makroskopischen und mikroskopischen Aufnahmen - in den Blick genommen. Im Vortrag wird weiterhin auf die Veränderung der Vegetation unter dem Einfluss der anhaltenden Zufuhr von Düngestoffen aus der Landwirtschaft und der Luft sowie der steigenden Wassertemperatur durch den Klimawandel eingegangen.
Rolf Albert hat die Fächer Biologie und Chemie für das Höhere Lehramt an der Universität der Freien und Hansestadt Hamburg studiert und beobachtet mit seinem Lehrerkollegen Jörg Clement seit Jahrzehnten - auch nach der Pensionierung - die biologischen und chemischen Verhältnisse im Naturschutzgebiet Wakenitz und ihrer Zuflüsse. Sein Interesse galt immer schon der Makro-, Mikro-, Tier- und Pflanzen- sowie der Landschaftsfotografie. An der aktuellen Ausstellung „Unsere Wakenitz – 25 Jahre Naturschutzgebiet“ hat er maßgeblich mitgearbeitet.