Böden schreiben Geschichte
Erdschichtenbilder von Walter Hähnel
29.09.2016 bis 21.10.2018
Erdschichtenbilder oder „Lackfilme“ geben die Folge der Ablagerungen im Boden mit ihren interessanten Schichtungen wieder. Mit Hilfe von Kunstharzen und Lacken wird Original-Material – z.B. Sand, Ton und Kies kleiner Korngröße – von einer senkrechten Wand abgezogen und auf einer Unterlage fixiert. So können Bodenprofile sowie auch archäologische oder paläontologische Objekte und Spuren dauerhaft dokumentiert werden. Die Bilder sind einzigartige Zeugnisse der Vergangenheit und Momentaufnahmen von geologischen und bodenkundlichen Formen und Strukturen.
Die gezeigten Arbeiten des geologischen Präparators Walter Hähnel sind mehr als wissenschaftliche Dokumente. Sie sind ästhetische Unikate einzelner Orte der hiesigen Region und verdichten erdgeschichtliche Fakten anders als ein Foto dies vermag. Natur und Zeit haben die Bilder gemalt und mit Eisen, Schwefel und Mangan eingefärbt. Es zeigen sich Linien, Bögen, Schleifen und geheimnisvolle Figuren, entstanden durch die Abfolge der Sedimente und die Einwirkung von Kräften z.B. eiszeitlicher Gletscher. Hähnel hat die Bilder in den 1970iger Jahren angefertigt. Bei den im Museum für Natur und Umwelt ausgestellten Lackabzügen handelt es sich zu großen Teilen um Abbilder der Ablagerungen aus dem Zeitraum von vor 120000 Jahren bis vor 250000 Jahren, als die Gletscher der Saaleeiszeit und Weichseleiszeit die Landschaft Schleswig Holsteins veränderten.
Ursprünglich wurde die Technik der Lackfilmmethode oder Lackabzüge um 1930 durch den Geologen und Paläontologen Ehrhard Voigt entwickelt um Wirbeltier-Fossilien zu bergen und um Boden- und Sedimentprofile zu konservieren. Übrigens geht auf Voigt auch die Sicherung von Fingerabdrücken mit Hilfe der sogenannten „Lackfilm-Methode“ zurück. Voigts Methode der Erdschichtenbilder wurde in der Folge verfeinert und bis zur heutigen Perfektion weiterentwickelt. Dabei hat Walter Hähnel entscheidende Beiträge geleistet: In einer Sandgrube werden die Sandschichten an einer senkrechten Wand mit einem Speziallack besprüht, mit einem Mulltuch bedeckt und noch einmal mit Lack bestrichen. Wenn der getrocknete „Lackfilm“ von der Wand abgezogen wird, sind die originalen Sandschichten fest durch den Lack fixiert. Dieser „Lackfilm“ wird dann auf eine Hartfaserplatte aufgeklebt. Unter dem Titel „Die Lackfilmmethode zur Konservierung geologischer Objekte“ hat er 1961 in der Zeitschrift „Der Präparator“ seine Erkenntnisse zur Weiterentwicklung der Technik veröffentlicht.
Walter Hähnel wurde 1913 in Hamburg-Bergedorf geboren und ist am 16.1.2018 mit 104 Jahren in Lübeck verstorben.
Walter Hähnel war dem Museum für Natur und Umwelt lange Jahre eng verbunden und hat die Wissenschaft und die Bildungsarbeit des Hauses engagiert und tatkräftig unterstützt. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Museums trauern um Walter Hähnel.