Bartenwal mit Beckenknochen! (2016)
Nach einem Tag mit umfangreichem Tonabbau wollte Wolfgang Höpfner nachsehen, ob der Bagger versehentlich etwas getroffen hatte. Er schritt an einer frisch abgegrabenen Wand entlang und traute seinen Augen kaum: Lagen da nicht Stücke von Walrippen im Schutt vor der Wand? Elektrisiert untersuchte er die senkrechte Wand, um herauszufinden, ob die Knochen von der Baggerschaufel aus der Wand gezogen wurden. Als er eine Stelle fand, an der Knochenmehl und weitere Stückchen steckten, sondierte er dort mit einer Stahlnadel. Als diese mehrfach stehenblieb, war die Freude und Aufregung groß: Es geht weiter in die Wand!
In den folgenden Wochen konnte das Grabungsteam den Fundbereich vergrößern und es wurde schnell klar, dass Höpfner hier nicht nur eine einzelne Rippe entdeckt hatte. Der Grubenbetreiber half mittels Einsatz von schwerem Gerät und damit konnte der Bereich oberhalb des Fundhorizontes freigelegt werden.
Die eigentlich hier geplante Baustraße wurde großzügig verlegt und der weitere Tonabbau in dem Bereich gestoppt. Dies ermöglichte weitere Untersuchungen, bei denen am Ende ein sehr gut erhaltener Bartenwal inklusive Hirnschädel geborgen und präsentiert werden konnte. Alle Gehörknochen sind am Schädel in anatomisch korrekter Position, sehr gut für die wissenschaftliche Bearbeitung! Diese Knochen sind artspezifisch geformt und sind daher wichtig für die Artbestimmung und ggf. für die Beschreibung einer neuen Art.
Der neue Fund wartete noch mit einer weiteren Überraschung auf: Zwischen den Rippen und Wirbelknochen konnte ein Beckenknochen (Pelvis) geborgen werden, der eindeutig dem gefundenen Individuum zuzuordnen ist. Dies ist besonders, da dieser Knochen bei fossilen Walen meist nicht auffindbar ist oder nur als isolierter nicht einem Tiere zuzuordnender Einzelknochen im Sediment liegt. Der Beckenknochen weist auf die Abstammung der Wale von vierfüßigen Landsäugetiervorfahren.
Die wissenschaftliche Bearbeitung steht noch aus. Der Fund kann noch nicht öffentlich gezeigt werden.
Sondierungen in der Wand - Es geht weiter!
Nachdem der Bagger den Bereich oberhalb freigelegt hat, kann halbwegs bequem gearbeitet werden.
Walwirbel im Anstehenden
Der Schädel wird vom stolzen Entdecker Wolfgang Höpfner sehr vorsichtig freigelegt.
Bergung des Walschädels mit Bauschaum. Svenja Warnke löst vorsichtig Ton unterhalb des Tonblocks mit den Knochen, damit der Schädel komplett geborgen werden kann.
Bergung des Schädels - Nachtarbeit ist nötig :)
Grabungsstelle 2016
Präsentation des Bartenwalfundes 2016 bei typisch norddeutschem Wetter. Dr. Oliver Hampe (Museum für Naturkunde Berlin) ist ebenfalls angereist.
Fertig präparierter Hirnschädel / seitlich liegt ein Unterkiefer
Dieser Wal hat sehr gut erhaltene Knochen - Meist jedoch haben Scherkräfte des Gletschervortriebs die Knochen tausendfach zersplittert und zerbrochen.
Das Highlight zum Schluss :) Hier nun der gut erhaltene Beckenknochen des Bartenwals von 2016.